Fraktionsvorsitzender Holger Zastrow vor dem Dresdner Rathaus

Eine neue Internationale Hygiene-Ausstellung in Dresden

ANTRAG A0262/21

Gegenstand:

Eine neue Internationale Hygiene-Ausstellung in Dresden

Beschlussvorschlag:

Der Oberbürgermeister wird beauftragt, in Anknüpfung an die Tradition der großen Ausstellungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Dresden und aus der Erfahrung mit der COVID-19-Pandemie die Durchführung einer neuen Internationalen Hygiene-Ausstellung in Dresden zu prüfen und dabei das Deutsche Hygiene-Museum, die Stiftung Deutsches Hygiene-Museum, das Internationale Kongresszentrum und die Messe Dresden in die Erstellung eines Machbarkeitskonzeptes einzubeziehen. Ebenfalls ist die Unterstützung des Freistaates Sachsens, des Bundes sowie im Rahmen der Mitgliedschaft Dresdens in der WHO für dieses Projekt zu prüfen.

Begründung:

Zwei große Internationale Hygiene-Ausstellungen hat Dresden im ersten Drittel des letzten Jahrhunderts gesehen. 1911 fand auf Bestreben des Unternehmers Karl August Lingner die I. Internationale Hygiene-Ausstellung im Ausstellungsgelände an der Lennéstraße statt und war ein durchschlagender Erfolg für die ganze Stadt. 5,2 Mio. Besucher kamen in den Sommermonaten in die Ausstellungen, womit die I. Internationale Hygiene-Ausstellung bis heute die bestbesuchte Ausstellung in Dresden ist. Einen Tag nach der Weihe des Neubaus des Deutschen Hygiene-Museums startete am 17. Mai 1930 die II. Internationale Hygiene-Ausstellung in Dresden. Sie lief in den Jahren 1930 und 1931 jeweils in den Sommermonaten und zog 1930 bei 910 Ausstellern aus der ganzen Welt 3 Mio. Besucher an und hatte 1931 bei 510 Ausstellern immer noch 1,75 Mio. Besucher. Spätestens nach der ersten Ausstellung schon hatte Dresden seinen Ruf als „gesunde Stadt“ weg und war Motor einer internationalen Bewegung. Die Besucher wurden in Fragen der Hygiene und Reinheit sensibilisiert und die Zahl der seuchenartigen und chronischen Erkrankungen sank u.a. auch dank solcher Aufklärungsarbeit. Notwendige hygienische Verbesserungsmaßnahmen beinhalteten schließlich auch einen sozialen und humanitären-caritativen Charakter, da mit ihnen eine positive Veränderung der Lebensumstände und eine Linderung der sozialen Not und Armut einhergingen. Aus diesem Grund kamen anschauliche Aufklärung und die Darstellung des Fortschritts in der wissenschaftlichen Abteilung der Hygiene-Ausstellungen nicht zu kurz. Ein wichtiger Aspekt der Internationalen Hygiene-Ausstellungen war die Teilnahme von zahlreichen Ausstellern aus der ganzen Welt, die den damaligen Stand der Entwicklung in ihren Ländern darstellten. Darunter waren auch medizinische Institute aus zahlreichen Ländern, wie das Institut Pasteur aus Frankreich, vertreten, gleichzeitig kamen industrielle Aussteller, die neue Hygieneprodukte präsentierten. Die Hygiene-Organisation des Völkerbundes war ebenso vertreten wie das Internationale Arbeitsamt Genf. Die inhaltliche Gliederung einer neuen Internationalen Hygiene-Ausstellung kann sich an der II. Internationalen Hygiene-Ausstellung mit einer Wissenschaftlichen Abteilung, einer Ausstellung der Nationen und einer Industrie-Ausstellung orientieren. Für die II. Internationalen Hygiene-Ausstellung wurden damals in Dresden Bauten errichtet, die kurz- oder sogar langfristig standen. Darunter zählt z.B. der Chlorodontturm auf dem damaligen Ausstellungsgelände an der Lennéstraße. Auch das schon zwei Jahre zuvor für Ausstellungen errichtete, alte Kugelhaus im Großen Garten in der Nähe des damaligen Ausstellungsgeländes wurde wieder genutzt. Genauso wie damals können auch bei einer neuen Internationalen Hygiene-Ausstellung in Dresden zahlreiche Fachtagungen und Kongresse während des Verlaufs der Ausstellung abgehalten werden. Eine neue Ausstellung sollte ebenso auf modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen der Hygiene und Medizin konzipiert werden, Aufklärung betreiben und einen Leitfaden durch den Dschungel an unzähligen Verhaltensregeln und Produkten geben. Wie stark eine Pandemie das persönliche, öffentliche, gesellschaftliche, wirtschaftliche und kulturelle Leben beeinträchtigen kann, das haben wir weltweit seit über einem Jahr erfahren müssen. Was ist bei der Vielzahl an Erkenntnissen, nicht nur aber auch in Bezug auf das Coronavirus, heute wichtig und allgemeingültig? Gesundes Leben auch in modernen Großstädten sollte ein wichtiger Teil der Ausstellung sein. Was unternehmen dabei andere Länder, Großstädte und medizinische Institute auf der ganzen Welt, mit welchen Maßnahmen setzt die Weltgesundheitsorganisation ihre Ziele zur Verbesserung des Gesundheitsniveaus aller Menschen ein? Die Messe ist demzufolge sowohl für alle Menschen interessant, die sich informieren möchten, als auch für Wissenschaftler, Mediziner, die in den betreffenden Bereichen arbeiten, und für Unternehmen, die Arznei- bzw. Hygieneprodukte herstellen. Mit dem Deutschen Hygiene-Museum sowie der Universitätsklinik gibt es in Dresden schon herausragende Institute, die als einer von vielen nationalen und internationalen Partnern für eine solche Ausstellung in Frage kommen. Dresden hat eine Tradition als gesunde Stadt und war einmal Motor für eine weit über Deutschland hinausreichende internationale Hygiene- und Gesundheits-Bewegung. Karl August Lingner hat mit seinen Hygiene-Produkten und der I. Internationalen Hygiene-Ausstellung den Grundstein dafür gelegt. Selbst das Dresdner Gesundheitsamt war in der Vergangenheit einmal führend darin, wissenschaftlich begründete Normen und Regeln im Umgang mit verheerenden Krankheiten und Seuchen zu setzen. Erst seit einigen Wochen ist Dresden zudem frischgebackenes Mitglied in der Weltgesundheitsorganisation, ein Aspekt, der mit einer neuen Internationalen Hygiene-Ausstellung mit Leben gefüllt werden kann. Genauso wie bei der II. Internationalen Hygiene-Ausstellung und auch wie bei einer Kulturhauptstadtbewerbung ist für eine neue Internationale Hygiene-Ausstellung die Unterstützung des Freistaates und des Bundes notwendig. Der Freistaat könnte das Projekt beispielsweise im Rahmen einer Sächsischen Landesausstellung unterstützen. Die II. Internationale Hygiene-Ausstellung wurde in den Jahren 1930 und 1931 durch einen von der damaligen Reichsregierung bestellten Kommissar federführend organisiert und repräsentiert, der direkt dem Kanzler unterstellt war. Bei einer neue Internationale Hygiene-Ausstellung sollte mindestens das Bundesministerium für Gesundheit einbezogen werden, schließlich hatten die vergangenen Hygiene-Ausstellungen nationale und internationale Bedeutung. Der verantwortliche Kommissar für die II. Internationale Hygiene-Ausstellung war übrigens niemand geringeres als der spätere Oberbürgermeister Dresdens, Wilhelm Külz. Einen neue Internationale Hygiene-Ausstellung hat wie bereits angedeutet nicht nur gesundheitsfachliche und wissenschaftliche Aspekte, sondern sie kann auch für zahlreiche nationale und internationale Gäste sorgen und für Stadt besteht ähnlich wie bei der Kulturhauptstadtbewerbung die Chance, städtebauliche Akzente zu setzen. Eine solche Ausstellung berührt also mehrere kommunale Themen. Nach der gescheiterten Kulturhauptstadtbewerbung der Stadt Dresdens ist der Vorstoß für die Durchführung einer neuen Internationalen Hygiene-Ausstellung ein neuer Ansatz, Dresden national und international bekannt zu machen und in einem interessanten Image darzustellen.