Konzept zur historischen Kontextualisierung und Sanierung des Ehrenhains auf dem Nord- friedhof und des Ehrenmals am Olbrichtplatz erstellen und umsetzen

ANTRAG A0412/22

Gegenstand:

Aktuelle Stunde zum Thema: Gründe und Auswirkungen der Haushaltssperre

Beschlussvorschlag:

Der Oberbürgermeister wird beauftragt,

  1. eine Arbeitsgruppe bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern der Wissenschaft, des Stadtrates, der Verwaltung und bürgerschaftlicher Akteure zur Erstellung eines Konzeptes zur historische Kontextualisierung des Ehrenhains im Nordfriedhof und des Ehrenmals am Olbrichtplatz zu bilden;
  2. die notwendigen Maßnahmen und Kosten zur denkmalpflegerischen Sanierung des Ehrenhains für die Regimenter der Dresdner Garnison im Ersten Weltkrieg auf dem Nordfriedhof gemäß des Friedhofentwicklungskonzeptes zu eruieren;
  3. die notwendigen Maßnahmen gemäß V1288/21 zur denkmalpflegerischen Sanierung des sowjetischen Ehrenmals für die Gefallenen der 5. Gardearmee am Olbrichtplatz fortzusetzen und bis spätestens zum 8. Mai 2025 abzuschließen;
  4. das Konzept zur Kontextualisierung sowie die Informationen zur Sanierung des Ehrenhains am Nordfriedhof dem Kulturausschuss bis zum 31. Dezember 2023 zur Beschlussfassung vorzulegen, sodass die Umsetzung bis spätestens zum 8. Mai 2025 abgeschlossen ist.

 

Begründung:

Der Ehrenhain für die Regimenter der Dresdner Garnison im Ersten Weltkrieg auf dem Nordfriedhof und des sowjetischen Ehrenmals für die Gefallenen der 5. Gardearmee am Olbrichtplatz befinden sich inzwischen in einem vom Verfall bedrohten Zustand und müssen saniert werden. Die Denkmale sind Zeugnisse der Brüche in der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts und stehen im Zusammenhang mit den beiden Weltkriegen und ihren Folgen.

Es handelt sich dabei um zeitgenössische Geschichtszeichen, die unter spezifischen politischen und ideologischen Rahmenbedingungen entstanden und mit für die heutige Zeit unverständlichen oder fragwürdigen inhaltlichen Aussagen verbunden sind. Daher muss diese Sanierung zwingend mit einer Kontextualisierung einhergehen, damit künftige Generationen die Möglichkeit haben, sich am konkreten Objekt mit den problematischen Phasen der deutschen und europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts auseinanderzusetzen.

Der Ehrenhain für die im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten der Regimenter und Ersatztruppen der Dresdner Garnison auf dem Nordfriedhof wurde 1920 eingeweiht. Die dort angebrachten Bronzetafeln atmen den Geist der Zeit, der vom Trauma der militärischen Niederlage und der nachträglichen Sinnstiftung für das massenhafte Sterben auf den Schlachtfeldern geprägt war. Der Ehrenhain nimmt funktional die Rolle eines Kriegerdenkmals für die gesamte Stadt ein, ungeachtet der Tatsache, dass auf zahlreichen anderen Friedhöfen im Stadtgebiet ebenfalls derartige Erinnerungsstätten gibt. Seit einigen Jahren findet dort die zentrale Kranzniederlegung des Freistaates Sachsen und der Landeshauptstadt Dresden zum Volkstrauertag statt. Die Anlage befindet sich seit Jahrzehnten in einem sehr schlechten baulichen Zustand. Der fortschreitende Verfall hat bereits zu einer Teilschließung geführt. Hier ist Gefahr im Verzug.

Das sowjetische Ehrenmal wurde nach dem Zweiten Weltkrieg am 25. November 1945 auf dem Albertplatz eingeweiht und 1994 an den Olbrichtplatz versetzt. Das Denkmal erinnert an die sowjetischen Gefallenen der 5. Gardearmee. Es wurde als Siegesdenkmal konzipiert und diente in der antifaschistischen Traditionspflege der DDR als Zeichen der „unverbrüchlichen Freundschaft“ zur Sowjetunion. Drei Jahrzehnte nach Abzug der ehemaligen Okkupationsarmee und angesichts des gegenwärtigen Krieges in der Ukraine gibt es im öffentlichen Raum Diskussionen um die weitere Erhaltung des Denkmals. Als Teil der Stadtgeschichte erinnert es an das Leid und die Zerstörung, die durch den vom Dritten Reich entfachten Weltkrieg ausgelöst wurden und sollte daher als mahnender Fingerzeig auch weiterhin auf die Irrwege der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert hinweisen.

Zur Sanierung des sowjetischen Ehrenmals gibt es bereits Vorplanungen der Verwaltung, die im Haushaltsentwurf 2023/24 allerdings nicht mit den notwendigen 126.000 Euro untersetzt und die in der Mehrbedarfsliste angezeigt sind. Das Ehrenhain im Nordfriedhof ist im Friedhofentwicklungskonzept von 2018 als kurzfristig zu sanierende Maßnahme ausgewiesen. Im Rahmen dessen ist es angebracht, eine Kontextualisierung für beide Denkmäler umzusetzen. Für die Kontextualisierung soll eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Wissenschaftlern, bürgerschaftlichen Akteuren, der Stadtverwaltung und Stadträten gebildet werden, die gemeinsam Vorschläge erarbeiten und deren Umsetzung prüfen.